Als Grundlage allen Handelns kann eine aktivierende Beteiligungskultur dienen. Durch frühzeitige Kommunikation sollte bereits zu Beginn einer Planung die gemeinsame Entwicklung mit breiter Akzeptanz im Vordergrund stehen. Hierbei gilt es das Selbstverständnis eines Dialoges auf Augenhöhe mit allen Akteur*innen zu fördern. Ein zentraler Baustein ist auch das Erwartungsmanagement. Die Verbindlichkeit, die Bereitschaft zu Kompromissen, aber auch die Grenzen von Verfahren sollten von Anfang an deutlich gemacht werden. Durch ehrliche Kommunikation von Vorteilen, aber auch von Beeinträchtigungen kann Vertrauen geschaffen werden. Gleichzeitig kann ein klarer Beteiligungsrahmen falsche Erwartungen und Frust gezielt verhindern. Oftmals lohnt sich die Kombination verschiedener Beteiligungsinstrumente. Eine aufrichtige Beteiligungskultur fördert das Empowerment, die Mündigkeit und die Selbstverwirklichung einer aktiven Bürger*innen Gesellschaft. Somit stärkt dies nicht nur die Akzeptanz für Wohnungsbau, sondern auch demokratisches Bewusstsein.

Aber: Beteiligung ist kein Selbstzweck - der bloße Ruf nach mehr Beteiligung ist nicht zielführend.

Die Herausforderungen für das Wohnen von Morgen sind vielfältig und müssen schon heute mitgedacht werden.

Die Planung gemeinwohlorientierter, sozial durchmischter und ausgewogener Quartiere kann dabei helfen, die Akzeptanz für Wohnungsneubau und für Nachverdichtung zu erhöhen und ablehnende Haltungen abzubauen. Hier braucht es einen besonders sensiblen Umgang, um Vorbehalten oder Ängsten zu begegnen. Nur wenn es gelingt, Vorhaben möglichst im Kompromiss mit bestehenden Nachbarschaften zu realisieren, kann die Akzeptanz steigen. Kompromissfähigkeit ist daher eine Eigenschaft, die von allen Beteiligten grundsätzlich benötigt wird. Wenn die Vorteile im Ergebnis für das direkte Umfeld, z.B. durch Aufwertung des Wohnumfeldes oder Angebotszuwachs von Infrastruktur überwiegen, entsteht ein Mehrwert für alle. Es braucht daher eine klare Kommunikation der wohnungspolitischen Rahmenbedingungen und der Frage nach Gerechtigkeit, wenn sich die Wohnungsbaupolitik allein an die bereits vor Ort lebenden Personen richtet.

Die Bedürfnisse von Zuziehenden und Haushalten, die umziehen wollen oder müssen, dürfen in den Diskussionen nicht außer Acht gelassen werden.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie haben wir gemerkt: die Wohnung ist als Mittelpunkt des Lebens ein Ort von immenser Bedeutung. Die Wohnungsfrage gewinnt damit nur noch mehr an Gewicht. Der Zuzug in die Ballungsräume, die angespannte Situation auf vielen Wohnungsmärkten und der Preisanstieg alle Akteure der Wohnungswirtschaft sind große Herausforderungen. Mit den gemeinsamen Ideen versuchen wir dafür jedoch die passenden Lösungen zu entwickelt und setzen auf investive Impulse, Regelungen zur Bezahlbarkeit des Wohnens sowie auf Maßnahmen der Begrenzung von Baukosten und Fachkräftesicherung. Und nicht zuletzt auf die Akzeptanz aller Beteiligten, wie Bauherren, Mieter, Anwohner, halt alle davon mittelbaren und unmittelbar betroffenen Bürger*innen, Anwohner*innen, Bewohner*innen.
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Für Kommunikation, Dialog und Beteiligung gibt es praxiserprobte Erfolgsfaktoren

Der Umgang mit Bürger*innen, Anwohner*innen, Bewohner*innen und anderen Interessengruppen im Rahmen eines Wohnungsbauprojektes, soweit er über die formellen Verfahren hinausgeht, kann immens zur Vertrauens- und Akzeptanzbildung beitragen. Wer frühzeitig und professionell kommuniziert und beteiligt, profitiert später. Wer Dialog und Beteiligung nicht ernsthaft und durchdacht angeht, der begegnet häufig starkem Protest zu einem Zeitpunkt, an dem bereits viel Vertrauen verloren gegangen ist.
  • Vertrauen entsteht durch frühzeitige, transparente und offene Kommunikation und Beteiligung
  • Ein klarer Beteiligungsrahmen verhindert falsche Erwartungen, Enttäuschung und Frust
  • Ehrlichkeit schafft Vertrauen – Vorteile, aber auch Beeinträchtigungen offen ansprechen
  • Geschützte Räume fördern die offene Kommunikation

Ehrlichkeit schafft Vertrauen – Vorteile, aber auch Beeinträchtigungen offen ansprechen

Neubauprojekte, Nachverdichtungen oder Aufstockungen haben oft negativ empfundene Auswirkungen für Mieter*innen sowie für Anwohner*innen, welche sich je nach Vorhaben unterscheiden. Bauträger*innen sollten den Sorgen der Bürger*innen vor bevorstehenden Veränderungen und Beeinträchtigungen offen begegnen. Ein Verschweigen der erwartenden Auswirkungen, wie Baulärm, Verschattung, Wegfall von Parkplätzen oder erhöhte Mieten nach einer Modernisierung schaden auf lange Sicht einem Projekt. Es muss möglich sein, offen über potenzielle Konfliktfelder und Nachteile eines Bauprojekts zu sprechen und zu diskutieren. Ebenso wichtig ist es aber auch, gegenüber den Teilnehmenden zu vermitteln, dass die Veränderungen, trotz der Beeinträchtigungen, auch Vorteile beinhalten und zusätzliche Qualitäten in ein Bauprojekt bringen. Denn die Baumaßnahmen führen meist auch zu deutlichen Aufwertungen im Stadtteil, wie die Gestaltung von Freiflächen, der Ausbau der Infrastruktur oder die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

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Vertrauen entsteht durch frühzeitige, transparente und offene Kommunikation und Beteiligung

Grundsätzlich stärkt eine gut konzipierte, transparente und offene Kommunikation und Bürger*innen Beteiligung die Akzeptanz. Ein frühzeitig gestarteter Dialog über die Quantität und Qualität der Baumaßnahmen und baulichen Veränderungen sowie über geeignete Standorte bildet eine wichtige Grundlage dafür, dass die Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaukonzepte akzeptiert werden. Und auch für konkrete Projekte gilt: Je früher Kommunikation und Bürger*innen Beteiligungen angesetzt werden, desto größer sind die Chancen, sich abzeichnende Interessengegensätze, Konflikte und Blockaden vor dem eigentlichen Baubeginn zu lösen. Je nach Quartiersstruktur, Größe und Komplexität eines Vorhabens können sich Bürger*innen Beteiligungen in ihrer Intensität, ihrem Umfang, Formaten und Instrumentarium grundlegend unterscheiden. Dabei sind auch auf die örtlichen Begebenheiten zugeschnittene individuelle Verfahren möglich.

Ein klarer Beteiligungsrahmen verhindert falsche Erwartungen, Enttäuschung und Frust

Alle Beteiligungsprozesse haben eines gemeinsam: Sie brauchen nachvollziehbare und klare Rahmenbedingungen. Die Rollen müssen für alle Beteiligten eindeutig definiert und das Beteiligungsfenster konkret festgelegt sein. Es muss klar sein, dass Bürger*innen Beteiligung Grenzen hat und keine ausschließliche Bürger*innen Entscheidung ist. Auch wird am Ende des Prozesses oft kein einmütiger Konsens aller Beteiligten zu erreichen sein, sondern es werden weiterhin einzelne Kritiker*innen verbleiben. Um der Beteiligung ausreichend Legitimität zu verschaffen und nicht nur wenige Partikularinteressen abzubilden, sollten möglichst viele betroffene Bürger*innen erreicht werden und nicht nur einige wenige kritische Engagierte. Allerdings stellt gerade dies die meisten Beteiligungsprozesse vor eine der größten Herausforderungen, da viele Menschen nur schwer zu aktivieren sind. Ebenfalls ist klar zu vermitteln, in welcher Bandbreite eine Mitgestaltung möglich ist, unter welchen wirtschaftlichen, städtebaulichen oder anderen Prämissen das Vorhaben realisiert werden kann.
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